Ab wann gilt man als hirntot
Stand: Von: Pamela Dörhöfer. Kommentare Drucken Teilen. Erst, wenn ein Mensch für hirntot erklärt wird, dürfen Ärzte Organe entnehmen. Doch was sind die Kriterien für diese Diagnose? Der Facharzt Martin Söhle erklärt sie. Ein Mensch ist dann tot, wenn sein Gehirn gestorben ist. Seit gilt dieses Kriterium — und erst wenn Ärzte den Hirntod eindeutig festgestellt haben, dürfen einem Patienten Organe entnommen werden. Doch was bedeutet dieser Begriff eigentlich genau? Martin Söhle, stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Bonn und Sprecher des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Neuroanästhesie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin, gibt Antworten. Herr Söhle, welchen Zustand beschreibt der Begriff Hirntod? Hirntod ist ein Phänomen, das nur im Krankenhaus auftritt und erst mit der modernen Intensivmedizin aufgekommen ist. Ein Beispiel: Wenn ein Patient eine schwere Kopfverletzung erlitten hat, kommt er ins Krankenhaus, wo er beatmet und sein Kreislauf künstlich aufrechterhalten wird.
Ab wann gilt man als hirntot?
Das schränkt die Lebensqualität stark ein. Daher haben wir alle eine persönliche Aufgabe: Ich muss mich informieren und eine Entscheidung zur Organspende treffen. Das verdrängen wir sehr oft. Und genau da sehe ich auch die gesellschaftliche Aufgabe. Ursula Marschall: Als Oberärztin auf einer Intensivstation gehörte es zu meinen Aufgaben, Angehörige nach einer möglichen Organspende zu fragen. Wenn der Patient zu Lebzeiten keine Entscheidung getroffen hatte, mussten es die Angehörigen für ihn übernehmen. Da ist als erstes die Frage des Hirntods, der für Angehörige schwer zu verstehen ist. Der Patient auf der Intensivstation sieht aus, als ob er schläft. Aber in Wirklichkeit ist er tot. Hirntod bedeutet, es ist keinerlei eigene Hirnaktivität mehr zu erwarten. Damit können die Angehörigen meistens überhaupt nicht umgehen. Sie kämpfen mit ihrer Trauer, und dann kommt auch noch jemand und sagt: So, ich brauche jetzt eine Entscheidung. Kann ich die Organe entnehmen? Und das überfordert die Angehörigen.
| Hirntod: Definition und Kriterien | Nutzen Sie das Online-Postfach bei Meine Barmer zur persönlichen und datenschutzsicheren Kommunikation. Zum Online-Postfach. |
| Wann ist eine Person hirntot? | Einige Elemente auf SRF. Mit dem neuen Transplantationsgesetz sollen alle hirntoten Erwachsenen zu Organspendern werden — falls niemand widerspricht. |
Hirntod: Definition und Kriterien
Not all of our contents and services are available in English yet. Please also consider visiting our overview page for English content. Nach dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft wird der Hirntod mit dem Individualtod eines Menschen gleichgesetzt. Ethik und Gesetz folgen dieser Definition. Der Körper eines hirntoten Menschen kann jedoch künstlich beatmet und die Herz- und Kreislauffunktion künstlich aufrechterhalten werden. Dieses Vorgehen ist notwendig, weil Organe, sobald sie nicht mehr mit Blut versorgt werden, langsam ihre Funktionsfähigkeit und damit Transplantierbarkeit verlieren. Beim Herzen beträgt die Ischämiezeit etwa vier Stunden, bei der Leber zwölf und bei der Niere 24 Stunden. Ebenfalls kann unter bestimmten Voraussetzungen eine Organentnahme nach Hirntod durch Kreislaufstillstand erfolgen. Hier ist auch auf die Funktionsfähigkeit und die Transplantierbarkeit der entnommenen Organe zu achten. Die Feststellung des Hirntodes erfolgt nach dem Stand der Wissenschaft. Die "Empfehlungen zur Todesfeststellung nach Hirntod durch Kreislaufstillstand" wurden vom Verband der intensivmedizinischen Gesellschaften Österreichs FASIM erarbeitet.
Wann ist eine Person hirntot?
Die gesetzlich genau bestimmte Todesfeststellung besteht aus sechs gegenseitigen Untersuchungen am reaktionslosen Patienten. Bei der Pupillenreaktion leuchten wir beispielsweise mit Licht ins Auge. Beim Gesunden wird der Reiz in den Hirnstamm weitergeleitet und dort in einem Kern verarbeitet. Als Reaktion geht ein Signal zurück zum Auge und verkleinert die Pupille. Wenn bei keinem der zwölf untersuchten Nerven eine Reaktion kommt, ist das Hirn ausgefallen. Grundlage hierfür ist eine komplett ausgefallene Durchblutung des Gehirnes, welche wir sehr gut zeigen können, mit technischen Untersuchungen. Zuerst schliessen wir alle Faktoren aus, die eine Untersuchung verfälschen könnten. Danach folgt die klinische Untersuchung durch zwei Fachärzte, wie ich sie vorhin beschrieben habe. Erhalten wir keine Reaktion vom Hirn, ist der Patient hirntot. Das bedeutet auch, dass bei dieser Person das Herz aufhört zu schlagen, sobald wir die Beatmungsmaschine abstellen. Während des ganzen Prozesses sind wir in einem engen Austausch mit den Angehörigen.